Hello World!

Das Projektmagazin hat zur Blogparade aufgerufen: Projektleiter 2030 – längst abgeschafft oder Schaltzentrale der digitalen (Projekt-)Welt? Diese Gelegenheit nehme ich zum Anlass, endlich meinen eigenen Blog zu eröffnen … Es wird hier in Zukunft immer der eine oder andere Gedankengang rund um Projektarbeit, Agilität und Scrum, über Zusammenarbeit und Selbstorganisation, über Effectuation, Lean Startup und weitere Themen von mir zu lesen sein, die ich spannend finde bzw. mit denen ich mich gerade beschäftige.

Zum Start geht es heute um die Zukunft der Projektleiter bzw. darum, wie ich persönlich sie sehe.

Wie es mich in die Projektarbeit verschlug

Ich habe zum Ende meines Studiums viele Praktika gemacht, in ganz unterschiedlichen Unternehmen – immer aber war ich in Projekte eingebunden, in spannende Projekte, in Projekte in denen etwas Neues entstehen sollte: neue Software, neue Prozesse, neue Organisationsstrukturen etc. Und direkt im Anschluss an mein Studium bekam ich die Gelegenheit, selbst ein großes Projekt zu leiten. All das fand ich spannend, das passte perfekt zu meiner Neugierde: Projekte versprachen mir immer wieder etwas Neues.

Was ich seither wahrnehme …

Doch mit den Jahren beobachtete ich vermehrt, dass es Projektleitern immer weniger darum ging, etwas wirklich Innovatives oder Wertvolles zu schaffen. Ich gewann den Eindruck, dass durch die Professionalisierung des Projektmanagements mit immer komplizierteren Standards (PMBOK, PRINCE2, PM Kanon u. v. a. m.) und damit einhergehenden Ausbildungen und Zertifizierungen, der Blick für das Wesentliche verloren gegangen ist: Wurden Projekte nicht als Vorgehen und Organisationsform erfunden, um außerhalb der bestehenden Strukturen etwas zu schaffen, was es so bis dahin noch nicht gab? Nach meinem Verständnis ist der Zweck eines Projektes, ein neuartiges und dabei zudem möglichst erfolgreiches Resultat zu realisieren. Projektmanagement soll dabei helfen.

Stattdessen geht es – so mein Eindruck – immer mehr um Projektmanagement um des Projektmanagements willen. Hauptsache die Prozesse und Regeln aus dem sorgsam ausgearbeiteten Projektmanagement-Handbuch wurden eingehalten. Schließlich handelt es sich ja um erfolgserprobte „Best Practices“ – also kann ja nichts schiefgehen, wenn ich mich daran halte. Wenn das Projekt dann trotzdem scheitert, dann lag es an der Idee, an den Rahmenbedingungen, am Team, … Oder noch absurder: Das Projekt wird erfolgreich (also: in time, in budget, in quality) abgeschlossen, das neue Produkt aber scheitert am Markt, die Nutzer sind unzufrieden, der stabile Betrieb der neuen Software erweist sich als unmöglich oder ähnliches. Nicht meine Schuld als Projektleiter, oder?

Das sehe ich anders: Projektmanagement ist nur Mittel zum Zweck (= erfolgreiches Projektergebnis) und kein Selbstzweck!

„we didn’t do anything wrong, but somehow, we lost“
[Stephen Elop, Nokia CEO, 2013]

Unter der Rolle des Projektleiters stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor als jemanden, der vor allem dafür zuständig ist, auf die Einhaltung von formalen Regeln, Compliance und Governance zu achten! Dies mag überzogen klingen, doch genau das habe ich zuletzt so beobachtet. Nicht auf den ersten Blick natürlich, wer gibt das schon offen zu? Doch bei tiefergehender Analyse blieben nicht viel mehr Verantwortlichkeiten für den Projektleiter übrig. Das finde ich schade. Aber sei es drum.

Dann muss sich halt jemand anderes darum kümmern, dass der Zweck des Projektes im Blick behalten und erreicht wird. Aber wer, wenn nicht der Projektleiter? Wer sorgt dafür, dass das Resultat (Produkt, Service, Prozess, Tool, …) möglichst erfolgreich sein wird? Wer, wenn nicht der Projektleiter? Ein Lenkungsausschuss kann diese Aufgabe bei Projekten mit hoher Komplexität und Dynamik meines Erachtens nicht übernehmen, dazu ist er zu weit weg und zu langsam.

Vielleicht hatte es auch deshalb Scrum relativ einfach, sich in vielen Organisationen durchzusetzen, weil die Rolle des Product Owners dieses Vakuum ziemlich passgenau füllt: Der Product Owner ist verantwortlich für ein erfolgreiches Produkt – nicht für ein endliches Projekt! Und damit geht auch einher, dass die Einhaltung bestimmter Regeln notwendig (wenn auch nicht hinreichend) für den Produkterfolg ist. Die Einhaltung der Scrum-Regeln selbst und deren kontinuierliche Adaption im Rahmen der Selbstorganisation des Teams dagegen behält der Scrum Master im Blick.

Wie es weitergehen wird

Ich denke, dass der hier etwas überspitzt dargestellte Projektmanagementhandbuchabarbeiter, der vor allem auf formale Regeln, Prozesse, Governance, Compliance etc. achtet, ein Auslaufmodell ist. Solche Tätigkeiten werden künftig automatisierbar sein. Allerdings denke ich nicht, dass diese Digitalisierungswelle im Jahre 2030 schon abgeschlossen sein wird – andere Themen sind schlicht lukrativer.

Ich bin davon überzeugt, dass sich die Rolle des Projektleiters quasi „zurückentwickeln“ wird, also dass Projektleiter sich wieder verstärkt mit dem identifizieren werden, was mit dem Projekt eigentlich bezweckt werden soll. Mit anderen Worten: Gute Projektleiter werden sich künftig darauf fokussieren, das Projekt zu einem möglichst guten Ergebnis im Sinne des Kundennutzens bzw. Markterfolgs zu führen.

Apropos „führen“: Führung (statt Management) wird dabei eine immer wichtigere Rolle spielen. Das liegt an den Rahmenbedingungen: Um bei weiter steigender Komplexität und Dynamik (Kundenbedürfnisse, Nutzerverhalten, Technologien, Wettbewerb, …) weiterhin erfolgreich zu sein, braucht es Systeme mit möglichst hoher Komplexität. (So jedenfalls mein laienhaftes Verständnis von Ashby‘s Law.) Das erreiche ich bspw. durch möglichst heterogene Teams, die sich selbst organisieren. Diese Teams brauchen Führung im Sinne von Orientierung, Unterstützung, Feedback, Impulse, um ihr Potenzial entfalten zu können und kein einschränkendes Micromanagement. Olaf Hinz nennt diese Rolle treffend Projektkapitän.

Apropos Olaf: Eine absolute Leseempfehlung ist Olafs Beitrag zur Blogparade „Projektleitung 2030: Projektkapitän statt Methodenheld„. Zum einen, weil er darin genau auf den Aspekt der Führung in Projekten eingeht, den ich hier nur angerissen habe. Zum anderen, weil es ein erster Auszug aus dem Buch „#PM2025 Projekte. Gut. Machen“ ist, das ich gemeinsam mit Olaf geschrieben habe und in den kommenden Monaten erscheinen wird. Seid gespannt!

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