Am 18. Dezember 2018 fragte ich auf Twitter, warum der (oder die) Product Owner eigentlich 1 Person ist. Ich meinte die Frage durchaus ernst, hatte aber nicht damit gerechnet, dass sich eine derart spannende Diskussion daraus ergab. Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Mail von Timo Volkmer mit einer sehr reflektierten und fundierten Replik auf meinen damaligen Tweet. Das Thema scheint also nachzuwirken – Grund genug, es auch hier noch einmal aufzugreifen.
Product Owner – genau 1 Person?
Wie alles begann:
#Scrum Gedanken: Warum ist der #ProductOwner eigentlich 1 Person? Warum darf das #DevelopmentTeam sich selbst organisieren und durch unterschiedliche Perspektiven schnell zu guten Entscheidungen über das WIE kommen, über das WAS muss aber 1 PO allein verantwortlich #entscheiden?
— 💡Heiko (@bartlog) 16. Dezember 2018
Manche haben gefragt, wie ich überhaupt darauf komme, der Product Owner sei doch nur eine Rolle, für die nicht zwingend vorgeschrieben ist, dass sie nur durch eine Person eingenommen werden kann. Ich beziehe mich da auf eine konkrete Formulierung aus dem aktuellen Scrum Guide:
The Product Owner is the sole person responsible for managing the Product Backlog.
Es würde den Rahmen sprengen, hier die komplette Diskussion aufzuführen, daher nur ein paar Beispiele für Antworten, die ich hier auch komplett unkommentiert lasse – wenn es Euch interessiert, könnt Ihr einfach auf Twitter weiterlesen!
Einige Antworten: Product Owner …
Interessanter Gedanke! Ich denke, wenn man die Rolle PO als Moderator / Coach sieht (und das auch so lebt), wäre klar, warum es nur eine(n) gibt bzw. braucht. Aber häufig ist der PO nur ein „agiler“ Ersatz für eine(n) Chef(in), befürchte ich.
— Timm Friebe (@timmfriebe) 17. Dezember 2018
„The #ProductOwner is one person, not a committee.“ (Nov2017) erlebe ich in Organisationen, die auf ihrer individuellen Reise einer Scrum-Implementierung noch nicht bei einer „10“ (#PerfectionGame) angekommen sind, als (noch) nicht machbar. (1/..)
— cu @Boeffi .net (@Boeffi) 16. Dezember 2018
Ich finde die Antwort ziemlich simpel: Würde das DevTeam auch über das Was entscheiden, müsste es auch Stakeholder-Management betreiben und käme nicht mehr zum Programmieren.
— Lars Richter 🚀 (@itsaboutflow) 21. Dezember 2018
Das hängt wohl damit zusammen, dass der PO als Single Point of Communication für die Stakeholder fungieren soll und so das Team ggü direkten Anfragen abgeschirmt ist. Ein schlechter PO wird dann allerdings schnell zum Single Point of Failure 😉
— Heiko Müller (@Ekynos) 16. Dezember 2018
Die Unterscheidung zwischen Was und Wie kann man fast beliebig für sich definieren. Wenn die Vision das Was ist, ist Strategie das Wie. Dass das Team selbst die User Stories erstellt, ist erlaubt und meist sinnvoller. Vergleiche dazu auch das agile Manifest zu Anforderungen.
— Stefan Roock (@StefanRoock) 16. Dezember 2018
Gegenfrage: Warum macht nicht das ganze Team das Design in Sketch oder schreibt den Source Code oder setzt die Marketingkampagne auf?
PO ist letztendlich auch nur eine Rolle mit einem bestimmten Skillset (Business Value priorisieren). Let them do their thing 😉
— Gregor Ilg (@_gregorilg) 21. Dezember 2018
Wenn das Dev Team auch das ganze Unterfangen finanziert, dann wäre die Rolle PO beim Dev-Team. Solange aber die Entwickler nicht die Geldgeber sind, sind sie an der Entscheidung nicht mehr beteiligt.
— Tassilo Kubitz (@KubitzTassilo) 16. Dezember 2018
ebenso wie es nur 1 Backlog (1 sortierte Reihenfolge von Backlogitems) gibt, gibt es nur 1 Product Owner. Er ist der einzige Entscheidungsträger. Alle anderen, die nicht eine Scrum-Rolle ausführen, sind: Stakeholder. Hierbei hilft z.b. eine Stakeholder-Analyse.
— SCRUMschau 🇩🇪🇦🇹🇨🇭🇪🇺🏳️🌈 (@SCRUMschau) 16. Dezember 2018
Scrum Interpretationen sind müßig… Gegenfrage: Wie geht grundsätzlich gute #Führung in einem #Team? Auch wenn eine Rolle fachlich führt und die Rolle das Team-interne Mandat für bestimmte Entscheidungen definiert, kann doch die Entscheidungsfindung im Team passieren.
— Michael Schiller (@micha_schiller) 17. Dezember 2018
Wenn Euch ein Tweet und die etwaigen weiteren Reaktionen darauf besonders interessiert, dann klickt einfach irgendwo mitten in den Text – es sollte sich dann der passende Twitter-Thread öffnen.
Die systemtheoretische Replik von Timo und Aufruf zur Diskussion
Wenn Ihr jetzt gespannt seid auf die Reaktion von Timo – hier ist sie:
WARUM IST DER P.O. IN SCRUM NUR EINE PERSON? EIN ERKLÄRUNGSVERSUCH …
Spoiler-Alarm: Seine Antwort geht über „Weil es im Scrum Guide steht.“ hinaus 😉 Tatsächlich betrachtet Timo diese Fragestellung durch die Brille der Luhmann’schen Systemtheorie. Was meint Ihr? Teilt Eure Gedanken mit uns, bspw. hier per Kommentar oder unter dem Artikel von Timo. Oder Ihr antwortet auf Eurem Blog, oder auf Eurem LinkedIn-Kanal, oder …
Ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Erkenntnisse!